Nach der erfolgreichen Gründung von Jamestown in Virginia im Jahre 1607 startete 1620 die nächste größere Siedlergruppe aus England an Bord der Mayflower: 102 Puritaner, die als die Pilgerväter in die Geschichte der USA eingingen. Aufgrund der heftigen Herbststürme im Atlantik landeten sie jedoch nicht wie geplant in Virginia, für das sie von der britischen Krone eine Charta erhalten hatten, sondern in Cape Cod, an der Ostspitze des heutigen Bundesstaates Massachusetts. Da ihre Charta jedoch nur für Virginia galt, beschlossen sie ihre Reise fortzusetzen und kamen dann nur wenige Wochen später in Plymouth Rock in Massachusetts an.
Den ersten Herbst und Winter wohnten sie noch weiterhin auf der Mayflower und gingen tagsüber an Land, um Unterkünfte zu errichten. Die Enge an Bord und das kalte feuchte Winterwetter führten zu Krankheiten, die nicht alle Siedler überlebten. Im Frühjahr, als endlich milderes Wetter einsetzte, zogen die Siedler in die neuerrichteten Häuser an Land, während die Mayflower ihre Heimreise nach England antrat.
Der Anfang in dem neuen Land war unglaublich hart und die Neuankömmlinge überlebten nur mit Hilfe der ihnen freundlich gesinnten Ureinwohner vom Stamm der Wampanoag in ihrer Nachbarschaft. Überliefert ist, dass die Siedler dies vor allem einem der Indianer bzw. Ureinwohner namens Squanto zu verdanken hatten, denn er sprach Englisch. Doch wie kam es, dass ein Ureinwohner des fernen Nordamerika Englisch sprechen konnte? Squanto war bereits zweimal in seinem Leben nach Europa verschleppt worden und jedes Mal war ihm die Flucht gelungen. In Europa hatte er sogar vier Jahre lang als Kaufmann in London gearbeitet und war bis nach Spanien gereist. Kurz bevor die Pilgerväter in Plymouth landeten, war auch Squanto in seine eigentliche Heimat zurückgekehrt, nur um festzustellen, dass sein Stamm nicht mehr existierte, denn er war von den durch die Europäer in Amerika eingeschleppten Pocken dahingerafft worden. Durch die Jahre in London konnte Squanto nun eben glücklicherweise die englische Sprache sprechen und so die Engländer unterstützen und ihnen beim Anbau helfen.
Die Neuankömmlinge stellten nämlich schnell fest, dass das Klima in Neuengland anders als das britische Klima war, das sie bisher gewöhnt gewesen waren. Dies erforderte natürlich auch eine Umstellung der ihnen bekannten Anbaumethoden. So bauten die Siedler vieles an, das ihnen bisher unbekannt gewesen war. Zu diesen neuen Lebensmitteln zählten Kürbis, Mais und auch Bohnen. Nachdem sie 1621 dann ihre erste Ernte erfolgreich eingefahren hatten, feierten sie zum Dank mit den Indianern, die in ihrer Nähe lebten und sie unterstützt hatten, gemeinsam das erste Erntedankfest – Thanksgiving. Auch wenn sich die Beziehungen zu den Indianern in den darauffolgenden Jahren verschlechtern sollten, so wurde damit doch eine Tradition geboren.
1789 wurde Thanksgiving zu einem zunächst noch nicht offiziellen Feiertag, der dann aber 1863 von Präsident Abraham Lincoln auf den letzten Donnerstag im November festgelegt wurde. 1941 wurde der vierte Donnerstag im November als Thanksgiving Day deklariert und ist nun ein offizieller Feiertag. Thanksgiving zählt in den USA zu den wichtigsten Feiertagen im Jahr. Dabei trifft sich üblicherweise die gesamte Familie, oft auch Freunde, zu einem wahren Festessen. Traditionell gibt es dann Truthahn, der mit Preiselbeersauce, Gemüse und Süßkartoffeln gereicht wird. Am Tag darauf wird dann offiziell landesweit die Weihnachtseinkaufssaison eröffnet. Dieser Freitag wird „Black Friday“ genannt.
Übrigens trägt der Landungsort der Mayflower in Cape Cod seit 1727 den Namen Provincetown und ist bis heute treffenderweise ein Ort für Aussteiger. Hier befindet sich auch ein „Pilgrim Monument“. Ein weiterer interessanter Punkt ist, dass heute wohl mehr als 10 % der Bewohner der USA ihre Abstammung auf diese ersten Pilgerfamilien der Mayflower zurückführen können. Ob dies wohl tatsächlich so ist?
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